Georg gähnte vor Müdigkeit. Er konnte kaum seine Augen offen halten, was auch kein Wunder war, es war erst 4:22 am Morgen. Doch seinem Vater Alfred kümmerte das nicht. Er wollte heute endlich fertig werden. Das bedeutete das die Ballen endlich ihren Weg in die Halle finden sollten, und das Feld musste anschließend noch gepflügt werden. Wieder einmal standen dem 23 Jährigen Georg eine Menge Arbeit ins Haus.
Langsam schlurfte er die Treppe hinab und glitt in die Küche. Mit einem müden Guten Morgen begrüsste er seine mutter, die ihm sogleich eine Tasse Kaffee einschenkte. Kaffee den er bitter nötig hatte.
Nach 2 Tassen der schwarzen Flüssigkeit und zwei Schnitten Brot war er munter genug um zu arbeiten. Für den kleinen Hunger zwischendurch nahm er sich noch 2 Äpfel mit. Mit einem lächeln auf dem Gesicht verließ er das Haus und ging zum Unterstand.
"Er ist genauso wie du Alfred. Trotzdem solltest du ihn nicht so hart rannehmen." sagte Elisabeth mit sanfter Stimme zu ihrem Mann.
"Er muss noch einiges Lernen. Nur deshalb nehme ich ihn hart ran. Schließlich soll er den Hof übernehmen. Du verhätschelst den Jungen nur Lisbeth. Ich weiß das er etwas besonderes ist, aber..." sagte Alfred, ehe seine Frau ihn unterbrach.
"Ich weiß es Alfred. Trotzdem solltest du nicht zu hart sein. Sonst endet das ganze wie mit Heinrich." sagte sie mit einem traurigen Blick.
Alfred senkte den Kopf und sah den Tisch sehr intensiv an. Sein Blick durchdrang die Maserung des Tisches wie ein Röntgenapparat, doch die Erinnerung an seine Kindheit wurde dadurch nicht verdrängt.
"Bin ich denn genauso wie mein Vater damals? Meinst du wirklich Georg verlässt den Hof, wie mein Bruder?" sagte er schließlich. Elisabeth sagte nichts.
Draussen wurde es langsam hell. Die Dunkelheit wich einer grauen Wolkendecke, die bedrohlich auf sie hinabblickte.
"Oh, das sieht nicht allzu gut aus. Ich sollte die Ballen lieber schnell einholen." sagte Georg und stieg auf den neuen IHC 624. Mit einem lauten Blubbern wachte der Dieselmotor auf. Rasch wurde der Ballensammler angekoppelt, und das Gespann machte sich auf dem Weg zum Feld.
Langsam fuhr Georg mit dem Traktor über das Feld und sammelte die Ballen ein. während der fahrt pfiff er seinen Lieblingssong, I've got the world on a String. Seit sein Vater ihn 1961 mit nach Frankfurt nahm, um den großen Ol' Blue Eyes persönlich zu sehen, besteht seine Vinyl Sammlung nur aus Alben von Sinatra.Schon mehr fach mussten einzelne Alben nachgekauft werden, weil sie vollkommen verkratzt waren.
Bevor sich der Himmel weiter verfinsterte waren die letzten Ballen auf dem Hänger. Georg atmete erleichtert auf.
"Puh. Ich hätte nicht gedacht das ich noch fertig werde. Pflügen tu ich erst nach dem Regen." sagte er vor sich hin, während er mit dem Gespann zum Hof zurück tuckerte.
Und tatsächlich begann es kurz darauf heftig zu Regnen. Regen der ungünstiger nicht sein konnte. Denn die Holzkisten im alten ausgetrockneten Flussbett waren so Marode das ein kleines bischen Feuchtigkeit schon ausreichte um den Inhalt freizulegen.
Der Regen prasselte gegen die Fenster, und bildete einen verschleierten Film. Draussen sah alles seltsam verzerrt aus, auch die Nasse Gestalt die sich der Tür näherte. Kurz darauf wurde die Klingel betätigt. Elisabeth eilte zur Tür, um den Gast herein zu bitten. Die Gestalt nahm den Hut ab und bedankte sich höflich.
"Alfred, Gerd ist da." rief sie durch den Flur. in der Küche wurde ein Stuhl bereitsgestellt, der kurz darauf von der nassen Gestalt genutzt wurde.
"Entschuldigt mein unangekündigtes Auftauchen. Aber mit der Nachricht konnte ich nicht warten." sagte Gerd.
"Wir haben einen toten Baum nahe des Hafens entdeckt. Irgend etwas geht hier vor. Erst die vielen LKW's, dann die seltsamen Gestalten die im Rathaus ein und Ausgehen. Ich möchte gerne Wissen was die in Bonn da vorhaben. Hier stimmt doch was nicht." beendete der Dorf Arzt.
"Ach komm Gerd. Deine Verschwörungstheorien in allen Ehren, aber alles hat sicher eine ganz logische Erklärung." sagte Alfred zu seinem Freund.
"Ja, die Marsmenschen sind gelandet" sagte Dorothea, die gerade in die Küche kam. Alle drehten sich um. Georg und seine Mutter lachten lauthals, und alfred sah sie böse an.
Während die Fünf in der küche am Tisch saßen und Kaffee tranken hörte der Regen langsam auf. Die Wolkendecke öffnete sich wieder und langsam kam auch die Sonne zum Vorschein. Die Regentropfen auf den Blättern glitzerten um die Wette. Schmetterlinge landeten auf den Blumen und saugten die Regentropfen auf, um ihren Durst zu stillen. Die Bienen zogen auch wieder los um ihre Arbeit fortzusetzen.
Währenddessen breitete sich im Fluss eine seltsame flüssigkeit aus. Die dunkle Masse floss langsam Flussabwärts. Flüssigkeit, die aus den Kisten kam die in den Fluss geschmissen wurde.